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Canumer Kirchstraße 5

Möglicherweise gehörte dieses Grundstück ursprünglich Warner Hyben. Da das Kirchenbuch erst 1729 anfängt, ist unklar, wann er nach Canum kam. In der Canumer Steuerliste von 1719 wird Warner Hyben mit Frau unter den Warfsleuten aufgeführt. Er stammte aus Wirdum. Seine Ehefrau Martien Geerts verstarb 1730 in Canum. Im Kirchenbuch wurden noch die Daten einiger Kinder eingetragen: Antie (+ 1745), Triintien (* 1729 und + 1745), sowie Hybe (* und + 1730). 1731 erfolgte dann die Heirat von Warner Hyben mit Tettie Martens (s. Canumer Kirchstr. 2). Im Jahre 1736 kaufte Antie Tellighuisen, Witwe von Hod Berens, das Haus von Warner Hyben und übernahm dessen Obligation (= Schuldverschreibung). Hierüber existiert ein Protokoll im Staatsarchiv Aurich. Unsicher bleibt allerdings, ob es sich um das Haus Canumer Kirchstr. 5 handelt.

Die Canumer Steuerliste von 1719 nennt Hotet Behrends (mit Ehefrau) als Heuermann von 67 ½ Grasen Land. Davon sind -bedingt durch die Überflutungen infolge der Deichbrüche von 1717- nur 4 Grasen brauchbar. Das Ehepaar hatte mindestens 2 Söhne namens Berend und Jannes bzw. Johannes. Hotet Behrends lebte bis 1735. Seine Ehefrau wird 1749 im Sterberegister von Canum eingetragen.

Im Hypothekenbuch werden 1750 als erste Eigentümer aufgelistet: ‚Berend und Jan Hootes, wovon der erste mit Stintje Hinrichs und der 2te mit Albertje Tomassen in der ersten Ehe lebten‘. Das Grundstück wird wie folgt beschrieben: Haus und kleiner Kohlgarten, grenzt im Norden an weyl. David Tellighusen Erben, im Osten an Samuel Tellighusen Warf und im Süden und Westen an dem Wege. Die Herkunft der Immobilie wird mit ‚Jure hereditario‘ angegeben, demnach wurde es ihnen vererbt. Außerdem erwähnt das Hypothekenbuch: ‚imgleichen besitzen beyde daselbst noch einen Garten‘, der für 34 Gulden gekauft wurde. Diese Formulierung lässt vermuten, dass der Garten in der Nähe des Hausgrundstücks lag. Der Vertrag über den Kauf dieses Gartens findet sich noch im Staatsarchiv. Leider sind dort die Grenzen dieses zusätzlichen Gartens sehr verworren aufgezeichnet worden, weshalb sich die genaue Lage nicht einwandfrei feststellen lässt. Am 18.4.1750 verkaufte Jan Swart an die Gebrüder Behrent und Jannes Hootets einen kleinen Garten (4 Äcker) für 34 Gulden á 10 Schaf. Die Bezahlung ist bei Vertragsunterzeichnung erfolgt. Diese 4 Äcker grenzen im Osten ‚an de Borgstede‘, im Süden an die Warf von Daniel Tellinghuisen und Harrem Jansen, im Westen an den Garten der Witwe von Samuel Tellinghuisen und im Nordwesten an den Garten der Kinder des verstorbenen David a Tellinghuisen.

Interessant ist an diesem Vertrag die Erwähnung der ‚Borgstede‘. Bisher ist nicht gesichert, ob es früher in Canum eine Burg gab bzw. wo diese gestanden hat. In alten Veröffentlichungen (s. Hajo van Lengen ‚Geschichte des Emsigerlandes‘) wird vermutet, dass eine Burg auf dem Grundstück Canumer Kirchstr. 10 gestanden haben könnte. Dies würde aber nicht mit den Angaben des o. gen. Vertrages und dem Hypothekenbuch übereinstimmen!

Berend Hoots, der um 1719 geboren wurde, verzog nach Westerhusen. Hier fand 1747 seine Heirat mit Styntje Hinderks statt. 4 Kinder wurden in Westerhusen geboren und Berend Hoots wurde 1789 gleichfalls hier begraben.

Der jüngere Bruder Jannes Hoots lebte möglicherweise noch bis 1751/52 in Canum. Im Kirchenbuch findet sich aber nur sein Heiratseintrag aus dem Jahre 1748 mit Albertie Tooms. Die Ehefrau wurde wahrscheinlich 1723 in Norden/Bargebur getauft. Auch Jannes wohnte später mit seiner Frau in Westerhusen. Dort wurde am 29.6.1752 Antje, eine Tochter von Johannes Hoots und Albertje Thomsen geboren. (diese Tochter Antje wird in ihrem Heiratseintrag Antje Janssen Tellinghuijsen genannt). Jannes Hoots und Albertje Thomsen blieben in Westerhusen. Dort wurden noch weitere Kinder geboren. 1781 verstarb Jannes Hoots im Alter von 60 Jahren.

Das Anwesen Canumer Kirchstr. 5 wurde im März 1753 an Edzard Jürjens für 261 Gulden und 10 Stüber verkauft. Edzard Jürjens lebte bereits seit mindestens 1745 in Canum. Geboren wurde er in Marienhafe, verzog aber später mit seinen Eltern nach Pewsum. Im Jahre 1743 schloss er in Marienhafe eine Ehe mit der aus Marienhafe stammenden Wemke (Wembke) Tobias. Edzard, der im Canumer Kirchenbuch Esdert genannt wird, war Schuhmachermeister. Dem Ehepaar wurden in Canum 6 Kinder geboren. Die Töchter Heilke und Antie verstarben im Alter von 21 bzw. 12 Jahren. Im Jahre 1779 endete das Leben von Esdert Jürjens, seine Frau lebte noch bis 1783.

Erben des Grundstücks waren die Söhne Jurgen, Tobias und Otte. Der jüngste Sohn Jan wird im Hypothektenbuch nicht erwähnt, er dürfte demnach zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Leben gewesen sein. Otte (Otto) Edzards, der Bäckermeister war, wurde 1784 Alleineigentümer durch einen Erbvergleich mit seinen Brüdern. Er war mit Freerkje Auters (Outers) aus Hamswehrum verheiratet. Wo die Heirat stattfand, konnte bisher nicht geklärt werden. Das Ehepaar hatte nur eine Tochter Wemke, die 1788 in Canum geboren wurde. Sie heiratete 1808 in Canum Marten Nantjes Vietor, der ebenfalls Bäckermeister war. Nur 3 Monate nach der Hochzeit verstarb Wemke bei der Geburt ihres Sohnes Otte. Auch ihrem Kind war kein langes Leben vergönnt, es wurde nur ca. 1 ¼ Jahr alt. Otte Edzards und seine Frau hatten wohl finanzielle Schwierigkeiten. Sie liehen sich u. a. Geld von dem Hausmann Garrelt van Hettinga. 1829 schlossen dann beide Parteien einen Verkaufsvertrag. Gegen Aufrechnung der Schulden (905 fl) und einer Leibrente von jährlich 50 Gulden bis zum Tode des Längstlebenden erwarb Garrelt van Hettinga diese Immobilie mit zusätzlichen 6? Grasen Land. Noch im gleichen Jahr verschied Otte Edzards, seine Frau folgte ihm nach 6 Jahren.

Nach dem Tode von Garrelt van Hettinga erbten seine Söhne Arend und Siepke dieses Haus. Sie verkauften den Besitz öffentlich 1851 an Everwyn Upkes Dirks, einem Arbeiter aus Uttum. Der Preis betrug 350 Reichstaler. Im Canumer Kirchenbuch findet sich kein Hinweis auf Everwyn Dirks, deshalb bleibt unklar, ob er das Haus selbst bewohnt hat. Er stammte aus Pewsum und heiratete 1851 in Campen Etje Meester.

Entweder 1864 oder 1865 wurde das Haus erneut veräußert. Durch diesen Verkauf erfolgte eine Teilung der Immobilie. Der Arbeiter Feke Cornelius van Hoorn aus Eilsum wurde Eigentümer des westlichen Teils und der Arbeiter Albert Janssen aus Woltzeten erwarb den östlichen Teil.