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Zur Post 1

Imac
2005

Für das Verständnis der Eigentumswechsel vom Grundstück ist ein Blick auf diese Skizze von Nutzen. Das Grundstück Zur Post 1 liegt in der Ecke der Straßen Zur Post (Nr. 8 auf der Skizze) und Osterstraße (Nr. 1).

Folgt man den Angaben in den Verträgen zum Hof in der Canumer Kirchstraße 9, dürfte dieses Grundstück die ominöse Burgstelle bzw. ein Teil davon sein. 1767 wurde als Grenznachbar des Hofes der „Kirchpfad über der Borgstede“ genannt. Dieser Kirchpfad sollte mit der heutigen Straße Zur Post identisch sein. Die Straße hatte nie die Breite der anderen Dorfstraßen. Vor 50 Jahren gab es hier nur einen Pfad, der „Zinnerpad“ genannt wurde. Wenn dieser Pfad ursprünglich über die Burgstelle führte, dann könnte nicht nur das heutige Grundstück Zur Post 1 sondern auch das Gebiet südlich der Straße Zur Post zur ehemaligen Burgstelle gehört haben.

Imac
2003

Das Grundstück mit der heutigen Adresse Zur Post 1 wurde von den Flächen des Hofes Canumer Kirchstraße 9 abgetrennt. Im März 1776 wurde der Hof versteigert. Spätestens dabei wurde die Fläche des Grundstücks Zur Post 1 gegen eine andere Fläche getauscht: „ ... worunter mit begriffen den Grund so anstat der Burgstellen hieran gezogen“. Die Vermutung, dass das Grundstück Zur Post 3 -die frühere Schulmeisterei -auch auf dem Gebiet der Burgstelle liegt, ist zwar plausibel, lässt sich den vorliegenden Quellen nicht entnehmen.

Das Grundstück gehörte bis mindestens 1767 zum Hof in der heutigen Canumer Kirchstraße 9. Eine konkretere Eingrenzung ist leider nicht möglich, da das Hypothekenbuch in seiner Anfangszeit (um 1750) keine Jahreszahlen nennt. Die dortige Beschreibung lautet: „Ein Haus und kleiner Garten Grund westwärts an die Schulmeisterey, Nordwärts an Claas Geelts Erben Opwärts an den Here Weg und Suidwärts an das Gemeine Pfad schwettend“. Da Claas Geelts 1785 starb, kann dieser Besitz erst danach ins Hypothekenbuch eingetragen worden sein.

Imac
undatiert

Die ersten für das Grundstück Zur Post 1 genannten Eigentümer sind identisch mit den Hof-Eigentümern (siehe Canumer Kirchstraße 9). Als erster Besitzer wurde Hans T. Brinkema genannt, der das Haus „selber erbauet“ haben soll. Dann folgt Egbertus Brinkema als Erbe seines Vaters. Der nächste Name ist Peter Janssen mit dem Hinweis „hat daßelbe vor Jahren von dem vorigen Besitzer aus der Hand gekauft und bezalet“ und danach kommen dessen Erben.

Die Angabe über Hans T. Brinkema als Erbauer des Hauses ist zweifelhaft. An der heute noch vorhandenen der Kirche zugewandten Giebelwand des Hauses stehen die Buchstaben P und J und darunter die Jahreszahl 1769, was auf Peter Janssen als Erbauer des Hauses im Jahre 1769 deutet.
Das Haus ist heute das älteste erhaltene Wohnhaus in Canum.

Imac
Kinder vor dem Haus

Am 2. November 1789 und damit 13 Jahre nach der Versteigerung des Hofes haben die Erben des Peter Janssen das Anwesen für 49 Pistolen (eine Währungseinheit) „aus der Hand“ an Haye Edden, Gerd Mimkes de Buhr und Edde Mimkes de Buhr verkauft. Haye Edden war ein Bruder des Mimcke Edden (siehe 3. Hof Norder Straße/Osterstraße).
Gerd und Edde de Buhr waren Söhne des Mimcke Edden. Haye Edden lebte seit mindestens 1757 mit seiner Familie in Woltzeten. Vielleicht hat er sich um die vaterlosen Kinder seines 1781 verstorbenen Bruders gekümmert und durch seinen Anteil am Kaufpreis die Erwerbung möglich gemacht.
Edde Mimkes de Buhr heiratete 1794 in Pewsum Berentje Arnoldus Janssen. Er lebte fortan mit seiner Familie in Pewsum bzw. auf dem Pewsumer Hamrich.

Imac
Elske de Buhr

Im Jahre 1800 wurde Gerd Mimkes de Buhr alleiniger Eigentümer, er zahlte an seine Mitbesitzer jeweils den dritten Teil des Kaufpreises von 1789. Wahrscheinlich war das Anwesen in dieser Zeit verpachtet, denn Gerd de Buhr wohnte auf dem Hof in der Norder Straße/Osterstraße.

Das Brandkassen-Register nennt abweichend vom Hypothekenbuch ab 1800 Jan Mimkes Dreier als Eigentümer. Am Haus scheinen Umbauten vorgenommen worden zu sein, denn der Brandkassenwert steigt 1800 von 100 Reichstalern auf 350 Reichstaler. Jan Mimkes Dreier war ebenfalls ein Sohn von Mimcke Edden und ein Halbbruder des Gerd Mimkes de Buhr. Er hatte 1776 in Canum Tonna Willems Tonjes aus Woltzeten geheiratet. Danach lebte das Paar in Campen. Hier wurden drei Kinder Martje, Tonjes und Styntie geboren. Der Sohn Tonjes wurde nicht ganz 6 Jahre alt (gest. 1785 in Campen). Danach scheint die Familie in Loppersum gewohnt zu haben, denn hier stirbt 1787 die jüngste Tochter Styntie. Vor 1794 muss dann ein erneuter Umzug nach Canum stattgefunden haben. Im Canumer Kirchenbuch steht unter 1794 der Sterbeeintrag der Tonna Tonjes. Sie wurde nicht ganz 46 Jahre alt und starb an der „Teering“ (Auszehrung). Jan Dreier heiratete in zweiter Ehe 1800 in Uttum Seje Janssen Risius, die Witwe des Peter Berends von Damhusen. Nach den Angaben im Heiratseintrag seiner Tochter muss er 1804 auf Damhusen bei Uttum gewohnt haben. Unklar ist, ob er danach noch in Canum gelebt hat. Sein Todeseintrag steht wiederum 1828 im Kirchenbuch Canum.

Als nächste Eigentümerin ist im Hypothekenbuch Martje Dreyer, die Witwe des Geerd Jansen, eingetragen. Sie hatte das Haus für 345 Reichstaler am 31.Oktober 1828 von Geerd M. de Buhr gekauft. Martje Dreyer war die Tochter des Jan Mimkes Dreier. Sie heiratete 1804 in Canum den aus Groß-Midlum stammenden Geerd Janssen. Das Paar bekam zwei Töchter. Da die älteste Tochter Tönna nur wenige Wochen alt wurde, erhielt die zweite Tochter den gleichen Namen. Geerd Janssen war Kuhmelker, d. h. er besaß einige Kühe. Anderenfalls wäre er als Arbeiter bezeichnet worden. Bereits fünf Jahre nach der Hochzeit erlag er 1809 einer Fieberkrankheit. Er wurde 45 Jahre alt. Martje Dreyer starb 30 Jahre später (1839) an einer Brustkrankheit.

Erbin des Grundstücks wurde ihre einzige Tochter Tönna Geerds Janssen. Sie heiratete 1829 in Canum den Schullehrer Geerd Friederichs Janssen aus Osterhusen. Dem Paar wurden fünf Kinder in Canum geboren. Eine Tochter namens Elske kam 1842 durch einen „Wassersturz“ ums Leben. Es blieben die Kinder Martje (verheiratet mit Habbo Wiards Lüpkes in Pewsum), Friedrich, Elske (verheiratet mit Harm Edden de Buhr in Pewsum | siehe Foto: Elske de Buhr, geb. Janssen; 1843-1931) und Geerdina Tönna Janssen wurde 1877 in Canum beerdigt. Als nächste Eigentümer wurden ihre Erben im Hypothekenbuch eingetragen. Gerd Janssen, ihr Ehemann, sowie die Kinder Friedrich, Elske und Geerdina erbten jeweils 1/5 des Grundstücks. Tönna und Wiard Lüpkes, die Kinder der verstorbenen Tochter Martje erbten zusammen den gleichen Anteil. Gerd Janssen scheint später bei einer seiner Töchter in Pewsum gelebt zu haben. Hier starb er 1887, seine Beerdigung fand aber in Canum statt.
Der nächste Eigentümer wurde laut Hypothekenbuch 1879 der Landwirt Jacob Janssen Schüürmann zu Canum. Über ihn konnte nichts ermittelt werden.

Er hat das Anwesen auch bereits 1880 weiter verkauft an Anna Georgs, die Witwe des Menno Aper. Menno Aper stammte aus Terborg/Neermoor und heiratete 1833 in Uttum Anna Georgs von Kloster Sielmönken/Uttum. Die älteste Tochter Rikste wurde in Terborg geboren, eine weitere Tochter Peterke in Loquard. Menno Aper war Mühlenpächter in Loquard, wo er 1867 starb. Rikste Aper heiratete 1865 den Jennelter Pastoren Habbo Lüpkes. Anna Aper geb. Georgs und ihre Tochter Peterke wohnten in Canum. Hier verstarb die Mutter 1894 im Alter von 89 Jahren. Danach dürfte ihre unverheiratete Tochter alleine in dem Haus gelebt haben. Peterke wurde 1914 im Alter von 72 Jahren in Canum begraben.